Weibliche Ejakulation

 

 

 

Weibliche Ejakulation

 

Wahrheit oder Mythos? Ein Selbstversuch...

 

 

Vor einigen Jahren habe ich im Rahmen eines erotischen Festivals einen Workshop besucht zum Thema: Weibliche Ejakulation. «Setze dich bitte auf den Stuhl und entspanne dich», erklärte die Kursleiterin einer Frau, so ca. Mitte dreissig, die sie zu Demonstrationszwecken für uns mitgebracht hatte. Diese Frau machte es sich breitbeinig auf einem mit Handtüchern ausgelegten Sessel bequem und zog ihr Höschen aus. «Es ist wichtig, G-Punkt und Klitoris gleichzeitig zu stimulieren», erklärte uns die Sexpertin und legte dann auch gleich Hand an. Wow! Innerhalb von 5 Minuten spritzte eine klare Flüssigkeit aus der erregten Frau und ich war beeindruckt. Ich will das auch können, nahm ich mir vor!

 

Körpersäfte über einen anderen Menschen fliessen zu lassen, hat auch ein wenig mit Macht und gleichzeitigem Kontrollverlust zu tun und diese Themen machen mich ja sowieso an. Ausserdem schwärmen manche Frauen davon, dass so ein Orgasmus ganzheitlicher sei, und dass beim weiblichen Ejakulieren Wellen der Lust, durch den Körper fluten… «Will ich auch haben!», dachte ich mir und machte mich auf die Suche nach dem ultimativen Orgasmus. Nachdem ich noch einige Videos angesehen und mich in Büchern schlau gemacht hatte, machte ich mich an den Selbstversuch. Wie sollte ich diesen besonderen Orgasmus am besten ausprobieren?

 

Ich legte drei Handtücher übereinander auf mein Bett, zündete romantisch meine neue Duftkerze an, die nach frischen Feigen roch und versuchte gleichzeitig meine Klitoris und meinen G-Punkt zu stimulieren. Gar nicht so einfach, vor allem, wenn man das alleine hinbekommen will. Aber mit einem Partner hätte ich das zu stressig gefunden, erstmal wollte ich meinen Körper alleine erforschen. «Irgendwann werdet ihr das Gefühl haben, pinkeln zu müssen», hatte ich immer noch die Stimme der Sexpertin im Kopf. «Dann müsst ihr alles loslassen und fliessen lassen. Wenn ihr erregt seid, wird aber kein Urin fliessen, sondern ein wässriges Sekret, das aus den Skene-Drüsen neben der Harnröhre stammt.» In Gedanken sah ich den Wasserschwall, der aus der Frau beim Workshop herausgeflossen war. «Ob meine Handtücher da wohl ausreichen?», ging es mir durch den Kopf. Und ich konnte beim besten Willen nichts fliessen lassen.

 

Das zweite Mal verzichtete ich auf Kerzen, legte mich in die Badewanne und begann erneut mit meinem Ejakulations-Orgasmus zu experimentieren. Diesmal ging es besser, und ich stellte mir eine geile Fantasie vor und masturbierte. (Ich werde euch nicht verraten, an was ich gedacht habe, das dürft ihr in meinem Buch «Porno im Kopf – An was Frauen beim Sex wirklich denken» nachlesen. Jetzt fühlte ich, wie sich etwas veränderte und eine neue Form der Erregung in mir aufstieg. Plötzlich hatte ich das Gefühl pinkeln zu müssen und normalerweise hätte ich jetzt meine Beckenbodenmuskeln angespannt, um den Urin nicht herausfliessen zu lassen. Aber das genau ist der Trick: in diesem Augenblick muss frau die Beckenbodenmuskeln entspannt lassen, um diesem Gefühl des Urinierens nachgeben zu können. Und trotzdem weitermasturbieren. In der Wanne kann ja nichts passieren.

 

Und dann machte ich die Erfahrung meiner ersten Ejakulation! Einige Male spritzte eine Flüssigkeit aus mir heraus, die definitiv kein Urin war und es fühlte sich erregend und sehr erdverbunden und natürlich an. Es war ein sanfterer Orgasmus als ich es sonst durch die Stimulierung der Klitoris gewohnt war. Es war angenehm und ich wiederholte es noch einige Male. Aber zumindest für mich, fühlt sich der härtere klitorale Orgasmus, der durch das Zusammenziehen und Entladen der sexuellen Energie zustande kommt, besser an. Was mich aber trotzdem sehr anmacht, ist diese Fantasie: ich sitze auf dem Gesicht meines Lovers und er soll mich oral verwöhnen und dann werde ich irgendwann auf ihm abspritzen… Zu zweit würde mich das glaube ich sehr anmachen.

 

Christine Janson, Autorin, Verlegerin und Erotik-Coach über ihren Selbstversuch zur weiblichen Ejakulation