Nackt – Katrin Jonas
Figur, Ernährung und Sexualität sind die drei Punkte, an welchen sich Frauen am meisten reiben. Zu diesem Schluss kommt Körper-Mind-Therapeutin Katrin Jonas in ihrem Buch *Nackt*.
Die Welt der Körperobsessionen ist voll mit Täuschungen, Scheinheiligkeit und Lügen. Dieser muss man entsteigen, wenn man sich eine positive Beziehung zu seinem Körper wünscht. Unzählige Frauen liegen jahrelang wegen ihres verdrehten Körperbildes auf der Couch von Psychotherapeuten, halten sich aufgrund von Essstörungen in Reha-Einrichtungen auf oder bereiten sich viele stressvolle Momente, nur weil ihr Äusseres nicht dem Idealbild entspricht.
nackt. zeigt einen Weg aus dem Optimierungs- und Perfektionswahn hin zur Versöhnung mit dem eigenen Körper. Voraussetzung dafür ist ein Sich-nackt-machen, so Katrin Jonas.
Erotikmedien.info hat mit der Autorin gesprochen:
Sie bezeichnen sich als Körper-Mind-Therapeutin, Meditationsmentorin und Autorin. Was dürfen wir darunter verstehen?
Ich arbeite mit Menschen, denen die natürliche Balance zwischen Körper und Mind, also zwischen körperlichen und kognitiven Prozessen abhanden gekommen ist. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine Überbetonung des Denkens, was symptomatisch für die heutige Zeit mit ihrer Digitalisierung ist. Immer mehr Menschen sind «kopflastig», wie man sagt, und versuchen unbewusst, sogar körperliche und sensorische Qualitäten wie das Wahrnehmen, das Fühlen und Lieben mit dem Verstand zu regeln. Ich helfe ihnen dabei, diese Schieflage wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Das mag sich zunächst unbedeutend anhören, doch das ist es nicht. Wenn das Denken überwiegt und Energie bindet, kommt es im Körper oft zu typischen Symptomen im Kopfbereich wie Migräne, Tinnitus, Kieferprobleme, Kopfdruck, Schulter-Nacken-Schmerzen, Nervosität. Gleichzeitig herrscht ein Energiemangel im Körperzentrum vor, sodass es dort wiederum zu gynäkologischen Problemen, Schmerzen, Verdauungsbeschwerden oder Bandscheibenvorfällen kommt. Dieser Zusammenhang wird in der Medizin so gut wie nicht berücksichtigt.
Meditation und die Entwicklung von Körperbewusstsein spielen bei der Lösungsfindung eine essenzielle Rolle. Ich arbeite besonders gern mit körperaffinen Meditationstechniken, die mit den Bedürfnissen des Körpers harmonieren.
Und über all das schreibe ich auch Bücher. Mein Buch «nackt. Das Körper-Versöhnbuch für Frauen» greift diese Themen auf.
Warum haben Sie dieses Buch geschrieben und welches sind Ihre Hauptbotschaften?
Das Buch enthält Material aus über 20 Jahren Körper-Mind-Praxis. Wenn ich zurückschaue, ist mir tatsächlich noch keine einzige Frau begegnet, die sich in ihren Körper vollkommen wohl und zu Hause gefühlt hätte. Das war eine schockierende Erkenntnis. Deshalb wollte ich Frauen ein praxisorientiertes Workbook in die Hand geben, mit dem sie das Verhältnis zu ihrem Körper neu aufrollen können. In diesem bin ich auf drei Themen - die Figur, die Ernährung und die Sexualität - näher eingegangen und habe mich an der Natur des Körpers orientiert.
Und da wird es interessant! Weder die Nörgelei am Körper noch unsere Selbstverbesserungssucht haben wir mit auf die Welt gebracht. Diese Vorgänge sind erlernt. Schauen wir uns nur kleine Kinder an! Diese denken, bevor sie gegenteilige Erfahrungen machen, überhaupt nicht darüber nach, ob an ihrem Körper etwas verkehrt oder nicht liebenswert sein könnte. Das Versöhntsein mit unserem Körper ist also nichts, was wir neu erlernen müssen. Mit dieser Grundbotschaft starte ich im Buch.
Zu Ihrem Hauptklientel zählen Frauen, die ihren Körper nicht mögen. Mal abgesehen von ein paar Kilos zu viel auf der Waage, mit welchen Anliegen werden Sie konfrontiert und wie helfen Sie diesen Klientinnen?
So gut wie keine Klientin kommt zu mir mit dem Anliegen, ihre Körperaversion oder ihre Kritikbereitschaft zu revidieren. Meine Klientinnen wenden sich primär mit physischen Symptomen, Schmerzen oder stressbedingten Folgezuständen wie Erschöpfung, Überlastung, Burnout oder emotionalen Krisen an mich. Einige von ihnen haben schon vieles versucht, jedoch keine Besserung erfahren. Deshalb sind sie bereit, einen anderen Weg, den der Körperbewusstheit und der Meditation einzuschlagen.
Wenn wir uns dann gemeinsam den Werdegang der Symptomatiken näher anschauen, findet sich im Vorgehen so gut wie immer ein GEGEN, gegen den Körper, gegen seine Reaktionen, gegen ein Symptom. Und das führt dann sofort zum ersten Schritt: das GEGEN abzulegen und in ein FÜR, für den Körper zu verwandeln. Darüber hinaus schlage ich den Frauen massgeschneiderte Übungen und Tools zur Selbstreflexion vor, durch die sie ihrem Körper näherkommen und ihn abseits aller Kritik- und Bewertungssucht fühlen lernen.
Ein Schritt, den ich so gut wie jeder Klientin empfehle, ist die Meditation. Jede Frau, die sich mit sich versöhnen möchte, sollte ihrer Gedankenwelt weniger Mitspracherecht einräumen. Durch den Blick nach innen zeigt sich sehr schnell, dass es in unserer Innenwelt weder Kritik noch Körperkämpfe gibt. Allein durch solche meditativen Erfahrungen entfaltet sich eine Selbstakzeptanz, die Frauen auf allen Ebenen des Lebens zugute kommt.
In Ihrem Buch «nackt.» schreiben Sie, dass man sich selbst «nackt» begegnen soll. Sie betonen dabei, dass man ehrlich zu sich selbst sein soll. Was steht hinter Ihrer Aussage?
Frauen machen sich oft sehr viel vor und richten ihren Fokus zumeist darauf, was von ihnen erwartet wird. In ihren Köpfen stecken so viele Sollte und Müsste, dass wenig Platz für die Erfüllung ihrer eigenen Bedürfnisse bleibt. Deshalb ermutige ich Frauen dazu, regelmässig den Fokus von der Aussenwelt abzuziehen und die eigene Wahrheit kennenzulernen. Sie machen sich gewissermassen nackt vor sich selbst, indem sie ehrlich sind und ihrem wahren Empfinden den Vorrang einräumen.
Machen wir uns nichts vor! Die Welt des Optimalkörpers und der Idealmasse ist eine Welt voller Täuschungen und künstlichen Scheins. Und von diesen Unwahrheiten sollte eine Frau sich freimachen, wenn sie sich eine positive Beziehung zu Ihrem Körper wünscht.
Wie schaffen es Frauen, sich mit ihrem Körper zu versöhnen und ihn zu mögen wie er derzeit ist?
Aus Erfahrung weiss ich, dass eine Frau, die für ihren Körper nur Kritik übrig hat, einen gut durchdachten Fahrplan, fundierte Tools und vor allem bessere und reale Erfahrungen braucht. Genau diese liefert das Buch: Indem die Leserin zahlreiche Versöhnübungen testet, die das grosse Körper-Versöhnritual am Ende des Buches vorbereiten, taucht sie in die Fühlsphäre des Körpers ein. Ausserdem gibt es eine «Me-Time-Lounge», ein Ort zum Besinnen und Reflektieren des Erfahrenen. Dort erlebt sie ganz besondere Momente, nämlich wenn ich sie bitte, auf dem «Heissen Stuhl» Platz zu nehmen. Dort stelle ich den Frauen tatsächlich heisse, weil delikate oder intime Fragen, welche dazu einladen, ehrlich zu sich selbst zu sein.
Wenn eine Leserin all das nutzt, kann sie tatsächlich so empfindungssicher werden, dass sie weniger anfällig für äussere Idealbilder ist. Ich erhalte sehr viele Emails von Leserinnen, die zeigen, dass es funktioniert.
Sie empfehlen im Buch den Nackt-Spiegeltest. Was ist darunter zu verstehen und wobei soll dieser helfen?
Den Nackt-Spiegeltest habe ich installiert, weil er im Handumdrehen die wirkliche Beziehung einer Frau zu ihrem Körper ans Licht holt. Entweder erkennt die Frau, dass sie ihren Körper nackt nicht annehmen kann, wie er ist, oder aber, dass sie ihn doch ganz gern mag. Der Test sorgt oft für Überraschungen und zeigt, wo diejenige Frau losgeht. Davon hängen dann auch die weiteren Schritte ab.
Welche Bedeutung hat es für Sie, Katrin Jonas, sich nackt zu machen?
Ich habe selbst für mich erkannt, dass es etwas sehr Befreiendes ist, sich selbst gegenüber ehrlich zu sein. Das bedeutet konkret, dass ich, wenn etwas nicht stimmt, tatsächlich hinzuschaue, was los ist und eben nicht rationalisierend nach Ausflüchten oder Ablenkungen suche.
Darüber hinaus vertraue ich meinem Bauchgefühl. Wenn sich etwas nicht richtig anfühlt, wird es hinterfragt. Und das schliesst auch den Umgang mit meinem Körper ein. Ich höre ihm zu und nehme es ernst, wenn er Bedürfnisse anmeldet. Ich lebe seine Wahrheit, so gut ich kann.
Ausserdem meditiere ich seit über 20 Jahren. Meditation ist für mich so etwas wie ein inneres «Sich-nackt-Machen». Überflüssiger Ballast darf sich verabschieden.
Wie merken wir, dass wir mit unserem Körper zufrieden sind? Wie fühlt sich das an – im eigenen Körper zuhause zu sein?
Ich glaube, die meisten Menschen orientieren sich daran, ob sie frei von Symptomen oder Erkrankungen sind. Doch das Zu-Hause-Gefühl im Körper, von dem ich spreche, ist mehr als die Abwesenheit von Störendem. Es bezieht sich auf eine grundsätzliche innere Gewissheit, dass der Körper seine Sache macht und man sich auf ihn verlassen kann. Heisst auch: Ich fühle mich handlungsfähig, weil ich mich auf die unendliche Weisheit des Körpers verlassen kann.
Katrin Jonas. Internationale Körper-Mind-Therapeutin, Meditationsmentorin und Autorin. Multipreneurin: Therapeutische und coachende Erfahrung mit Menschen aus allen Zipfeln der Welt, praktische Arbeit mit Klienten in Europa (u.a. München, Wien, Zürich, London); Einzelbetreuung, Workshops, Retreats. • BodyWareness-Trainings für Therapeuten, Ärzte und Körper-Mind-Coaches
• Stressmanagement, Firmenprojekte, mein Lieblingspro- jekt: Frauen in der Wirtschaft in Österreich • Seit 20 Jahren Meditierende • Seit 15 Jahren Schreibende („Ich fühle mich wie eine volle Regenwolke, die regnen muss“)
• Frau, Mutter, das Leben Liebende
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