Lieber lange lieben
Ines Daun kann man nichts vormachen: Selbst die verliebtesten Turteltäubchen durchschaut sie sofort, sie hatte schon zu viele von ihnen als Mandanten in ihrer Kanzlei – bei der Scheidung. Ines Daun ist Scheidungsanwältin und hat durch ihren Beruf mehr über die Liebe gelernt, als die meisten. Die streitbare Anwältin nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie sagt, die meisten Eheprobleme sind von Anfang an vorprogrammiert – wenn man genau hinschaut. In ihrem sehr unterhaltsamen Buch erzählt sie, mit welchen Situationen sie immer wieder konfrontiert wird, welche Urkonflikte seit Jahrzehnten in deutschen Haushalten ausgetragen werden, und welche erschütternden Illusionen sich viele Frauen über Männer machen. Ihre These: Den richtigen Mann kann frau erst finden, wenn sie von sich weiss, was sie wirklich will: Vom Leben, von der Liebe, von der Familie. Alles andere ist ein fauler Kompromiss und langfristig zum Scheitern verurteilt. Ines Daun räumt auf mit romantischen Fantasien von Märchenprinzen, sie hat schon zu viele straucheln sehen. Und aus ihrer Erfahrung gibt es viele Frauen, die sich vor der Entscheidung für Ehe und gemeinsame Kinder nicht ausreichend absichern und informieren – und bei der Trennung in die Röhre schauen. Ihnen möchte sie helfen, mit provokanten Ansagen, die zum Nachdenken bewegen. Ihr heisser Tipp an Frischverlobte, um die Spreu vom Weizen zu trennen: Setzt euch mal an einen Ehevertrag, ob ihr den wirklich einplant oder nicht. Beim konkreten Gespräch über die gegenseitigen Verpflichtungen für gute und schlechte Zeiten erfährt man einiges über den Partner – und auch über sich selbst. Wenn die Liebe das übersteht, hat man gute Karten für eine langfristige gemeinsame Zukunft.
Interview mit Ines Daun:
Was ist der häufigste Scheidungsgrund bei Männern und bei Frauen?
Es gibt keinen wirklich auffälligen Geschlechterunterschied, wenn es um die Gründe geht. Diese lassen sich ganz klar zusammenfassen: Zu wenig Planung, zu wenig Kommunikation und zu wenig Sex. Oder zu viel Sex mit der falschen Person…
Wie kann man verhindern, dass der Partner fremd geht?
Verhindern kann man das nicht. Allerdings rate ich Frauen sich selbst zu bleiben. Bleiben Sie Frau, bleiben Sie sinnlich, behalten Sie ihren Humor. Das ist wichtig.
Was soll man tun, wenn der Partner fremdgeht – oder fremdgegangen ist?
Die Nerven behalten und –wie zu Beginn einer Partnerschaft- ehrlich mit sich selbst sein. Fragen Sie sich selbst: Liebe ich meinen Partner noch oder geht es hier eigentlich nur um meine verletzte Eitelkeit? Meiner Erfahrung nach ist es nämlich so: Wer von seinem Partner betrogen wurde, hat die fatale Tendenz, sich auch selbst zu betrügen. Dies steht einem echten Neuanfang häufig mehr im Wege, als ein untreuer Partner.
Wie soll man empathisch und würdevoll bleiben, wenn man wegen einer/s Jüngeren verlassen wird?
Niemand kann von Ihnen verlangen, jemanden Empathie entgegenzubringen, die Sie gerade nach Strich und Faden betrogen hat. Es reicht, wenn Sie empathisch und würdevoll mich sich selbst umgehen und eine ehrliche Antwort auf die Frage finden: Was will ich überhaupt? Was ist mir wirklich wichtig?
Enden Ehen im Streit oder gibt es auch friedliche Scheidungen?
Ich glaube nicht an den Satz: Wir werden für unsere Kinder immer in Liebe verbunden bleiben. Wenn alles friedlich wäre, müsste man sich nicht scheiden lassen. Ohne Streit geht das fast nie.
Welches ist die wichtigste Lektion, die Sie aus Ihrem Beruf für die eigene Ehe gelernt haben?
Liebe ist ein Geschenk, für das man arbeiten muss.
Was hat Sie dazu motiviert, einen Beziehungsratgeber zu schreiben?
Meine Mandanten kommen mit gebrochenen Flügeln zu mir. Wenn sie gehen, sollen sie wieder fliegen können. Ich hoffe, dass mein Buch dazu beiträgt, dass die Leser die schwere Zeit einer Scheidung besser meistern und schneller wieder glücklich werden können.
Sie schreiben, die glückliche Beziehung fängt schon bei der Partnerwahl an. Wie wählt man den richtigen Partner?
Machen Sie sich klar, was Sie wirklich wollen. Das hört sich einfach an, ist aber unglaublich schwer, weil wir uns unserer wahren Bedürfnisse und Vorstellungen oft gar nicht bewusst sein oder uns nicht trauen, sie zu leben.
Ein Beispiel: Es gibt hochintelligente Frauen mit einer Top-Ausbildung, die insgeheim von einem Leben als Hausfrau an der Seite eines erfolgreichen Mannes träumen. Wenn diese Frauen einen verständnisvollen Mann heiraten, der zwar das kranke Kind wickelt, beruflich aber von einem Halbtagesjob zum nächsten hetzt und sich keine Gedanken um seine Karriere macht, ist die Ehe schnell am Ende.
Ines Daun, Jahrgang 1966, gründete 1995 ihre eigene Kanzlei und arbeitet seitdem als Rechtsanwältin und Fachanwältin für Familienrecht. Sie wurde vom Focus 2004 zu den 100 besten Scheidungsanwälten in Deutschland gezählt. Sie ist Mitglied im Deutschen Anwaltsverein und der Arbeitsgemeinschaft Familienrecht. Neben ihrer Tätigkeit als Anwältin hält sie als Dozentin Vorträge. Sie lebt in der Metropolregion Nürnberg.
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